Galerie RAINER GRÖSCHL
tomorrowland
BIRGIT KLERCH
Ausstellungsdauer: 21.09. bis 27.10.2024
Tomorrowland Unter diesem Titel vereint Birgit Klerch aktuelle und eine Auswahl älterer Festival- und Naturmotive. "Charakteristisch für die Arbeiten (...) ist das Spiel mit dem Balanceakt zwischen detaillierter Darstellung und sich in Gegenstandslosigkeit auflösenden Bildsegmenten sowie die Wiedergabe einer Realität, die bis zu einem gewissen Grad eine Verfremdung erfährt, welche vor allem durch die eigenwilligen Farben hervorgerufen wird. Manche Bereiche im Bild sind bis ins Detail durchgemalt, andere dagegen bleiben in vager Unschärfe.“* In zweiter Instanz sind es die Motive selbst, die mit dem schönen Schein spielen. Unserem Alltag entnommen vergessen wir, dass Landschaft, wie wir sie kennen, keinesfalls Natur ist, ja noch nicht einmal mehr Landschaft. Vom Menschen gestaltet sind Parks und Gärten, Wald ist Holzwirtschaft und Gärtnereien bieten Pflanzen, die für Insekten keinen Nutzen haben. Festivals sind nur temporäre Traumlandschaften. Tomorrowland heißt so ein Festival, es könnte aber auch der Zukunftsblick auf die Natur sein. Es geht um den Mensch und sein Verhältnis zur Natur. *Anne Simone Krüger, Kunsthistorikerin M.A.
Birgit Klerch, Jahrgang 1964, studierte von 2003 bis 2008 Freie Kunst an der HfbK Hamburg bei Prof. Werner Büttner und an der Kunstakademie Düsseldorf als Meisterschülerin von Prof. Markus Lüpertz. Die Ausbildung bei Büttner und Lüpertz hat Ihr Schaffen maßgeblich beeinflusst und sie dazu angeregt, stilistisch eigene Wege zu beschreiten. Zentrale Themen im Schaffen von Birgit Klerch sind Landschaften, Stillleben und das städtische Leben mit seinen Protagonistinnen und Protagonisten. Charakteristisch für den seriellen Werkprozess ist ein Balanceakt zwischen einer realistischen Darstellung und einer sich nahezu in die Gegenstandslosigkeit auflösenden Arbeitsweise. Zunächst als beschaulich empfundene Szenen entpuppen sich als inhaltlich aufgeladen und spannungsvoll. Klerch arbeitet überwiegend mit Öl auf Leinwand. Sie benutzt digitale Medien, eigene und gefundene Fotos als Ausgangsbasis und collagiert diese dann im finalen Malprozess zu einer ganz neuen Komposition. Arbeiten der Malerin befinden sich in privaten und öffentlichen Sammlungen, unter anderem im Bundesministerium für Umweltschutz in Berlin.
Where the stress falls.
Sára Petříčková und Ole Goldt
Ausstellungsdauer 25. August bis 15. September 2024
Sára Petříčková Die in Deutschland lebende und arbeitende Malerin Sara Petrickova gelingt es in ihren energiegeladenen Gemälden, unsere Vorstellungskraft zu fesseln. Ihre von Filmen inspirierten Werke zeigen oft Figuren, die sich im entscheidenden Moment eines Kampfes befinden. Szenen voll physischer Brutalität werden in poetischen, schnellen Pinselbewegungen auf das Wesentliche reduziert. Andere Werke entwerfen Land- schaften, flüchtig wie aus dem vorüberfahrenden Zug gemalt, und doch andauernd wie die Erinnerung. Mit ihrer kraftvollen Arbeitsweise gelingt es der Malerin, gegensätzliche Eigenschaften zu vereinen: Zer- brechlichkeit und Kraft, Verletzlichkeit und Härte, Leichtigkeit und das Beständige des Bildes.
Ole Goldt Artist Statement Grundlage meiner künstlerischen Arbeit ist die Malerei. Dabei bin ich zum einen von ihrer Notwendigkeit überzeugt, aber auch von der Absurdität des malerischen Schaffens fasziniert. Meine Gemälde zeigen Räume der Sentimentalität, Szenen mit schrägem Humor, in denen physische Nähe, Affekte und ein Gefühl des Aufruhrs gegenübergestellt werden. Der in vielen Kompositionen vorhandene geneigte Blick nach unten, der durch eine besonders hohe Horizontlinie erzeugt wird, lenkt den Blick auf scheinbar Banales. Auch seitlich begrenzen die Gemälde den Blick, wie durch ein Fenster, bei dem Figuren abgeschnitten dargestellt werden, heraus- oder hereinschreitend in die Szene. Die Motive, welche aus eigenen Erfahrungen sowie literarischen und anekdotischen Quellen stammen, ringen mit den Grenzen ihrer Körper und interagieren besonders auf einer farblich kompositorischen Ebene, wobei durch das Heraus- oder Ausschneiden eine eigenartige Stimmung der Deplatzierung entsteht.
ELKE SCHWEIGART und CHIAU SYUAN CHAI negative space
Ausstellungsdauer: 07. Juli bis 28. Juli 2024
Chiau Syuan Chai, geboren in Taipeh, Taiwan, lebt seit 2020 in Hamburg. Sie studierte bei Professorin Jorinde Voigt an der HFBK und schloss im Jahr 2023 ihren Master erfolgreich ab. Chai widmet sich in ihren poetischen Kunstwerken der Frage nach dem Haus und dem Zuhause in der Stadt und den damit verbundenen Bildern in unseren Köpfen. Dabei untersucht sie die Wechselwirkung zwischen der Wahrnehmung der Bewohner und den städtischen Strukturen, indem sie eine zeitgenössische Landschaft, bestehend aus Holz- oder Keramikobjekten, einfängt. Sie reduziert die Elemente auf einfache Formen und verdichtet diese. Die "Haus Sammlung 100" ist ein laufendes Projekt über die tagebuchartige Sammlung ihrer Beobachtungen der Häuser in der innerstädtischen Umgebung. Es ist eine Serie von Terrazzo- Keramik Arbeiten, die durch Beobachtung der Betonwände an den Giebelseiten der Häuser in der Stadt entstehen. Das dient nicht nur einer Sammelleidenschaft sondern ist auch Zeugnis unterschiedlicher architektonischer Ausdrucksformen.
Landschaftsporträts Elke Schweigarts jüngste Arbeiten zeigen landschaftliche Formationen, insbesondere Berge in Island und Norwegen. Mit präziser Genauigkeit erfasst sie den Aufbau eines Massivs oder die Oberflächenstruktur eines Berges in seiner momentanen Erscheinung. Bewusst verzichtet Schweigart auf alle hellen Teile des Motivs, sodass der Weißraum als Teil des Bildgegenstands gelesen werden muss. Die Weißräume und der Verzicht auf Konturen öffnen die Landschaft zum Außenraum. Elke Schweigart findet ihre Motive in der Natur. Den „Formationen“ liegt ein Reisestipendium nach Nordschweden und Norwegen zugrunde, welches Schweigart zu Beginn des Jahres 2020 durchführte. Die Pinsel- und Federzeichnungen von 2024 sind während einer Residency in Skagaströnd auf Island im April dieses Jahres entstanden. Vorzugweise arbeitet die Künstlerin draußen, direkt vor dem Motiv. Die direkte Übertragung eines dreidimensionalen Bildgegenstandes stellt dabei den Reiz des Zeichnens dar. Die Stimmung des Moments bringt in jeder Sitzung eine besondere Art der Linienführung und Wege der Umsetzung hervor, die nicht wiederholbar sind. Jede Zeichnungsserie einer Session, seien es zwei oder zehn Blätter, bildet eine unverwechselbare, zusammenhängende Gruppe von Zeichnungen, die ein Porträt der Landschaft, des Wetters und der Künstlerin in diesem Moment darstellt.